Warum denn einfach ... ?

Vom Erwerb eines Kugelschreibers in Peru

albano, Huancayo (Peru) im März 2000

Schon vor Monaten habe ich meinen Kugelschreiber verloren. Nun bin ich schon zwei Wochen in der peruanischen Provinzstadt Huancayo und bringe meine Aufzeichnungen immer noch mit Bleistift zu Papier. Höchste Zeit, mir wieder ein etwas praktischeres Schreibgerät zu besorgen.

Also betrete ich an einem Abend in Begleitung die Schreibwaren- und Schulbedarfhandlung an der Plaza de la Constitución im Stadtzentrum. Gleich beim Eingang stossen wir auf einen Präsentationstisch mit einer Fülle von Schreibzeugen, darunter auch viele Kugelschreiber. Soll ich mir nun den Leuchtgelben zulegen? Oder jenen mit transparentem Deckel und Stahlspitze? Oder doch jenen mit Gummi-Mantel? Die freundliche Verkäuferin weiss Rat. Ich probiere einige der Schreibgeräte aus. Schliesslich entscheide ich mich für das einfachste und billigste Modell in unauffälligem Dunkelblau.

Als ich bezahlen will, erklärt mir die Frau, dass sie hier nur vorführe und nicht verkaufe. Ich müsse den «Lux 034» an der Theke verlangen. Und so wende ich mich dann mit meinem Kaufwunsch an eine der Angestellten weiter hinten im Laden. Darf es sonst noch etwas sein? Nein, nur den Kugelschreiber, bitte. Die Verkäuferin füllt einen Bestellschein aus, übergibt mir das Original und eine der Kopien und verweist mich an ihre Kollegin am Ende des Ladentischs, welche den beiden Blättern einen Stempel aufdrückt. Weiter geht's zur Kasse gleich gegenüber, wo ich nach kurzem Anstehen den Kaufpreis von 30 Centimos (etwa 15 Schweizer Rappen) entrichte. Einer der Belege wird aufgespiesst. Mit dem anderen marschiere ich zurück zur Verkäuferin.

Sie habe mein Schreibzeug nicht, klärt sie mich auf. Dieses warte bei der Auslieferung auf mich. Um dorthin zu gelangen, müsse ich das Geschäft verlassen und gleich in den nächsten Eingang rechts wieder einbiegen. Wir verlassen also das Geschäft und treffen beim nächsten Eingang rechts auf das verschlossene Tor. Klopfen. Ein Flügel offnet sich. Wir treten ein und stossen in einen Saal vor mit noch mehr Theken. Eine davon ist die Auslieferung, wo ich gegen den zweiten Zettel endlich meinen langersehntes Schreibzeug erhalte. Nächstes Mal nehme ich einen Ersatzkugelschreiber mit auf Reisen.

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