![]() |
![]() |
![]() |
Unterwegs durch Südamerika bin ich nicht selten in Restaurants anzutreffen, die man oft wohl treffender als Esslokale bezeichnet. Das Menü, ein Zweigänger inklusive Getränk ist an diesen Orten zum absoluten Tiefpreis, für umgerechnet rund einen US-Dollar zu haben. Das Essen ist meist akzeptabel: ein feines Süppchen und im Hauptgang wenig Fleisch und viel Kohlenhydrate. Dafür sollte man nicht allzu hohe Ansprüche an die Bedienung stellen und schon gar nicht an die Einrichtung des Lokals. Die Servietten sind aus Packpapier, und die Wände sind fast sicher mit Kalendern der verschiedensten Bierbrauereien geschmückt.
Darauf ist meist nicht allzuviel vom Bier zu sehen, dafür fast ausnahmslos eine formatfüllende Frau, mal im Häkelbikini, mal barbusig, mal ganz nackt, allerdings die heiklen Stellen kunstvoll schützend. Was haben all die Frauen nur mit dem Bier zu schaffen? Lange bleibt diese meine Frage unbeantwortet. Es fällt mir schwer, Gemeinsamkeiten zu finden. In Ecuador endlich beginne ich zu verstehen. «destapate una» steht hier gross auf einem der Plakate, was soviel heisst wie «mach' dir eins auf» aber auch «zieh' dir eine aus» Da hätte ich ja selbst draufkommen können: Beim Bier wie bei der Frau ist der Inhalt viel interessanter als die Verpackung.
Mit dieser Erkenntnis bin ich einen grossen Schritt weiter gekommen, um all die anderen Plakate richtig zu interpretieren, auf denen sich Frauen ohne oder fast ohne Kleidung für irgendwelche Produkte in Szene setzen. Da ist zum Beispiel der Kalender des Backwarenherstellers. Auf dem Bild bringt es eine Teig knetende Blondine in blauer Unterwäsche fertig, dem Betrachter (seltener wohl der Betrachterin) gleichzeitig Brüste und Po entgegenzustrecken. «Manos a la masa» («Hände an den Teig») steht unter dem Bild geschrieben. Alles klar. Die Gemeinsamkeiten zwischen einer Frau und Teig brauchen ja wohl nicht weiter erläutert zu werden.
In einigen Fällen werde ich aber den Verdacht doch nicht ganz los, dass sich die Werbeleute für ihre Kampagnen des weiblichen Körpers lediglich als Blickfang bedienen. Wozu sonst müsste sich eine Bikinschönheit mit riesigen Brüsten gegen einen Lastwagen lehnen? Wo zum Teufel ist der Zusammenhang zwischen der Frau und dem Kraftfahrzeug? Etwa bei den dicken Reifen?
© 18.11.1999 albano & team