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Signale von Mensch zu Mensch

albano, Chiclayo (Peru) im September 1999

In Nordeuropa und besonders in der Schweiz bedienen sich die Motorfahrzeuglenker äusserst selten der Hupe oder der Scheinwerfer, um Zeichen zu geben. Nicht so in Lateinamerika. Hier gehört die Hupe zu den wichtigsten Funktionen eines Fahrzeuges. Sie kommt oft anstelle der Bremsen zum Einsatz oder zumindest voher. Aber auch Blink- und Handzeichen sind kaum aus dem Verkehrsgeschehen wegzudenken.

Besonders bei dichtem Verkehr entfalten die erwähnten Signale ihre lenkende Wirkung. Sie geben nämlich den Verkehrsteilnehmern Aufschluss über Stärke und Aggressionspotential ihrer Mitbewerber. In Situationen ohne Konkurrenz können die Zeichen aber auch schlicht die Funktion eines Grusses übernehmen. Radfahrer mit Gepäck werden, da eher selten anzutreffen, besonders gerne gegrüsst. Die Abgrenzung zwischen Warn- und Grusszeichen fällt manchmal schwer, doch einige Grundregeln helfen dabei:

Am häufigsten, aber auch am schwierigsten richtig einzuschätzen, sind Hupsignale von hinten. Mehrere kurze Intervalle deuten eher auf einen Gruss hin, ein einziges langes Signal eher auf eine Warnung. Das wichtigste Indiz für die richtige Einschätzung ist leider erst zu spät erkennbar: das Folgeverhalten. Dieses reicht von knappem Überholen bis zu Winkzeichen nach der Vorbeifahrt. Ohne diese Zusatzinformation bleiben viele Hupzeichen von hinten ungeklärt. Der Radfahrer reagiert in jedem Fall am besten mit Spurtreue und Berechenbarkeit. Je nach Intensität der Warnung und nach Grösse des überholenden Fahrzeuges kann ein leichtes Ausscheren nach rechts angebracht sein. Bei engen Strassenverhältnissen kann es auch sinnvoll sein, die Spur durch leichtes Linksfahren frühzeitig unter Kontrolle zu halten.

Hupzeichen von vorne, und zwar von Fahrzeugen in beiden Richtungen, sind selten Warnungen. Auch sie können aber erst mit unterstützenden Wink- oder Lichtsignalen eindeutig als freundlich eingestuft werden. Doch Vorsicht: Blinkzeichen von entgegenkommenden Wagen auf der eigenen Spur melden einen Anspruch auf diesen Teil der Strasse an, zumindest bis zum Ende des Überholmanövers. Während grössere Fahrzeuge in dieser Situation auch schon mal bremsen müssen, kann der Radfahrer meist nach rechts ausweichen. Bei enger Spur kann er manchmal sogar den Entgegenkommenden wiederum durch leichtes Linksfahren auf seine Spur zurückdrängen. Es sei noch erwähnt, dass die Richtungsblinker eher selten benützt werden. Hupt ein Kraftfahrzeug während dem Überholen des Zweirades, kann dieses Signal durchaus auch das Rechtsabbiegen ankündigen.

Handzeichen aus Fahrzeugen stellen, an einen Radfahrer gerichtet, meist einen Gruss dar. Oft kommen sie - wie schon erwähnt - zusammen mit anderen Signalen. Freundliches Zurückwinken ist angebracht. Aber auch Fussgänger geben Handzeichen. Vielfach grüssen sie ebenfalls, doch ein hochgehaltener Arm mit gestrecktem Zeigefinger bedeutet, dass ein nachfolgendes Fahrzeug, meist ein Bus, zum Halten aufgefordert wird. Nicht selten überholt dieser Bus das Fahrrad dann noch kurz vor dem Stop.

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© 21.9.1999 albano & team